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Backway – Einer, der nicht gehen wollte. |
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Salam alaikum und Hallo ,
jährlich wollen ca. 9000 Gambier das Land auf dem gefährlichen Weg durch die Wüste verlassen. Auch in unserer Familie haben dadurch schon zwei junge Männer ihr Leben verloren. Mehrere Stunden Überzeugungsarbeit nicht zu gehen halfen nicht, sie davon abzuhalten.
In dem Film „Ich Capitano“ wird auf eindringliche Art gezeigt, wie grausam und tödlich die Reise durch die Wüste ist. Der Film lief ab April in unseren Kinos und war für den Oskar nominiert.
Du kannst ihn auf YouTube für 4,99 € ausleihen, oder für 14,99 € kaufen. Der Link führt zum YouTube im Browser, wenn du dir den Film am Computer ansehen willst. Für das Handy gehe bitte auf deine YouTube App und suche nach "Ich Capitano".
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Auch das Buch „Bilal“ von Fabrizio Gatti beschreibt eine dramatische Reise eines Inkognito-Flüchtlings. Der Autor selbst gibt sich als Araber aus und tritt die Backway-Reise vom Senegal aus an, um über die Stationen dieser grausamen Reise aus erster Hand berichten zu können. Sehr spannend geschrieben und überzeugend dargestellt.
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Die Warner
Doch es gibt auch die andere Seite. Diejenigen, die vor der Reise warnen und jene, die nicht wegwollen. Der Nigerianer Eddy Duru betreibt in Kassel einen Computerladen. In seiner Freizeit hält er Vorträge gegen die illegale Auswanderung. Er hat dafür den Verein Rarduja gegründet. Seine Mitarbeiter und er fliegen regelmäßig nach Westafrika und halten dort vor Schulkindern Vorträge über das wahre Europa. Er sagt, dass viele beispielsweise denken, Geld, Bildung, Strom, Wasser sind unbegrenzt vorhanden. Sie wissen aber nicht, dass auch in Europa der Strom abgestellt wird, wenn du nicht bezahlst. Viele seiner Eindrücke schrieb er in seinem Buch „Europe – A Mission Missunderstood“ nieder.
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Die, die bleiben wollen
Oder die Jungen, die wirklich nicht gehen wollen. Sie fühlen sich wohl in Gambia und können mit den Missständen kooperieren, bis auch sie von ihnen eingeholt werden. So die traurige Geschichte über Mohammed, unseren lieben Begleiter. 2012 brachte ein Freund Mohammed zu uns, damit er als Wachmann/Gärtner für uns arbeiten kann. Er entpuppte sich als ein ganz toller Mensch mit einem guten Charakter. Für meine Kinder war er wie ein großer Bruder.
Laut eigener Aussage war er zufrieden mit seinem Leben. Ein kleines 2-Zimmer-Häuschen haben wir ihm zur Verfügung gestellt, er bekam Essen und ein Gehalt. Fußballspielen war sein Hobby. Als gut durchtrainierter Kapitän seiner Mannschaft führte er sein Team an. Er war sehr beliebt. Egal, wo wir gemeinsam hinfuhren, alle grüßten ihn von der Polizei bis zur Obstverkäuferin.
Vor etwa zwei Jahren bekam er von seinem Onkel ein Auto geschenkt. Fortan war er auch unser Fahrer, hatte sein Auskommen und seine Arbeit mit uns in unserem Verein machte ihm sichtlich Spaß.
Dann im August dieses Jahres fühlte er sich schlecht, seine Brust schmerzte. Er ging von Arzt zu Arzt. Die Diagnosen änderten sich täglich. Bronchitis, Herzprobleme und Lungenentzündung waren die Favoriten der Ärzte, bis er so krank wurde, dass er nicht mehr alleine essen, laufen und sprechen konnte. Die Medikation bei jedem Arzt, die gleiche: Antibiotika, Paracetamol und Vitamine. Wir brachten ihn in das beste Krankenhaus des Landes. Er bekam 17 Infusionen. Nach vier Tagen entließen sie ihn, mit der Diagnose abklingende Gastritis. Seine Freunde und seine Schwestern kümmerten sich aufopferungsvoll um ihn, waren Tag und Nacht bei ihm. Eine Woche später, letzten Donnerstag, starb er dann mit 32 Jahren im Kreise seiner Familie.
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Gründe und Methoden
In unseren Fachkreisen diskutieren wir immer wieder, wie wir die jungen Menschen vom Backway abhalten können. Doch Fälle wie dieser gibt Rätsel auf, warum ein so gut durchtrainierter junger Mann nicht geheilt werden konnte. Es lässt die Menschen in Gambia den Glauben an ihr Land verloren gehen. Fast täglich Stromausfall, immer wieder mal kein Wasser für mehr als 24 Stunden, keine gute medizinische Versorgung und der tief verwurzelte Traum von Europa für die eigenen Kinder lassen die Eltern fragwürdige Entscheidungen treffen. Wollen die einen durch ihren Sohn zu mehr Geld kommen, sind es die anderen, die für ihre Töchter nur noch einen Gambier aus Europa akzeptieren. Einige verkaufen ihr Haus und Grundstück, damit der Schlepper bezahlt werden kann. Wenn die Jungen dann in Europa scheitern, trauen sie sich nicht zurück, um ihr Gesicht nicht zu verlieren, oder sie werden abgeschoben. Alle diese Torturen lassen sie mental krank werden, weil sie die Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden, nicht erfüllt haben. Da auch unsere Familie davon betroffen ist, habe ich in der Vergangenheit schon darüber geschrieben. In dem Artikel „10 Gründe, warum Gambier unbedingt nach Europa wollen“ habe ich im Oktober 2017 schon ausführlich darüber geschrieben.
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Eine Geschichte, bei der mir aufgefallen ist, warum es nicht im Interesse der Regierung ist, etwas gegen Backway und seine Folgen zu tun. Das kannst du in diesem Artikel von 2016 nachlesen.
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Alternativen
Als einen kleinen Schritt in Richtung junge Menschen von der Auswanderung abzuhalten, hatten wir zwei Projekte initiiert:
2015 haben meine Töchter und ich das Drehbuch „Journey to Happiness“ geschrieben. Der Film sollte junge Menschen vom Backway abhalten und zeigt Alternativen auf. Leider ist unser Konzept, es mit Oberstufen-Schülern zu machen, nicht aufgegangen, da diese sich entweder Exams-Vorbereitungen befunden haben oder dann die Schule verließen. Etwas später ist auch noch der Projektleiter gestorben und die Kameras gestohlen worden. Trotz vieler Stunden Probe und der Bestätigung von zwei Soziologielehrern, dass wir die gambische Kultur hervorragend erfasst hätten, scheiterte das Projekt an den möglichen Schauspielern.
Doch ich kann mir vorstellen, es auch noch mit anderen zu versuchen. Unser zweites Projekt, um den Jugendlichen eine Perspektive zu geben, die im eigenen Land liegt, ist die kostenlose Ausbildung als SchneiderIn. In unserer Nähschule bekommen 10 Jungentliche ein Handwerk gelehrt, dass sie befähigt, sich ihren eigenen Lebensunterhalt zu erarbeiten. Viele von ihnen konnten wir schon in die Selbständigkeit entlassen. Das ist alles nicht genug und nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wir wollen etwas tun. Aus einem Projekt ergeben sich vielleicht noch andere.
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