Humanitäre Hilfe mal anders gedacht:
Eine persönliche Reflexion zum Welttag der Humanitären Hilfe

Salam alaikum und Hallo

Der 19. August, der Welttag der Humanitären Hilfe, ist ein Tag, der oft im Schatten der großen Schlagzeilen steht. Wir denken an dramatische Rettungsaktionen, an humanitäre Helfer, die sich in Krisengebieten aufopfern, und an die unzähligen Leben, die durch ihre Bemühungen gerettet werden. Doch während wir die Helden des Alltags feiern, lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und über die Essenz der Hilfe nachzudenken – und darüber, wie humanitäre Hilfe auch anders gedacht werden kann.

Seit einigen Jahren habe ich nun die Gelegenheit, in Gambia vor Ort zu arbeiten, in Bakau, das von Armut und mangelnder Infrastruktur geprägt ist. Dort traf ich Menschen, die nicht nur auf Hilfe von außen angewiesen waren, sondern die sich trotz aller Widrigkeiten eine beeindruckende Resilienz und Eigeninitiative bewahrt hatten. Diese Erfahrung hat meine Sicht auf humanitäre Hilfe grundlegend verändert.

Humanitäre Hilfe, wie wir sie kennen, ist oft reaktiv. Wir reagieren auf Nöte, auf Katastrophen und auf menschliches Leid. Und das ist wichtig – ohne diese schnelle Hilfe wären unzählige Menschen auf der ganzen Welt verloren. Doch ich wünsche mir, dass wir den Fokus sowohl auf die akute Nothilfe als auch auf die langfristige Stärkung von Gemeinschaften legen. So stillen wir nicht nur den Hunger, sondern geben den Menschen die Mittel an die Hand, um sich selbst zu ernähren.

In Gambia gibt es viele Gruppen von Frauen, die kleine, aber florierende Kooperative aufgebaut haben. Sie produzierten Seife, ernten Reis, oder räuchern Fisch und verkaufen ihre Waren auf dem lokalen Markt. Mit den Erlösen finanzierten sie die Ausbildung ihrer Kinder und trugen zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. Diese Frauen wollten keine Almosen – sie wollten Werkzeuge, Wissen und Unterstützung, um ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Sie wollten selbst die Kontrolle über ihr Leben behalten.

Dieser Wunsch, humanitäre Hilfe anders zu denken, bewegt mich immer noch tief. Es geht nicht darum, kurzfristige Lösungen zu finden, sondern nachhaltige Wege zu schaffen, die den Menschen vor Ort eine langfristige Perspektive bieten. Es bedeutet, die Menschen als Partner und nicht als Empfänger zu sehen, sondern ihre Ideen und ihre Kultur zu respektieren und zu fördern. Mir ist sehr wohl bewusst, dass dieser Schritt auch eine proaktive Einstellung der Empfängerinnen voraussetzt, doch einen Versuch ist es Wert. 

Am Welttag der Humanitären Hilfe möchte ich nicht nur die Menschen feiern, die in Krisengebieten ihr Leben riskieren, sondern auch diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass Hilfe auf lange Sicht wirklich einen Unterschied macht. Denn wahre Hilfe ist nicht nur das schnelle Eingreifen in der Not, sondern die langfristige Begleitung und Unterstützung, die es den Menschen ermöglicht, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Humanitäre Hilfe mal anders gedacht bedeutet, ĂĽber den Tellerrand hinauszuschauen und die Menschen vor Ort als die wahren Experten ihrer Situation zu betrachten. Es bedeutet, ihre Fähigkeiten zu stärken und ihnen die Mittel zur VerfĂĽgung zu stellen, um ihre Gemeinschaften von innen heraus zu verändern. Es bedeutet, Vertrauen zu schenken und die Kontrolle loszulassen. 

Diese Kooperativen zu finden, sie zu unterstĂĽtzen mit Maschinen oder Werkzeugen, oder andere Frauen motivieren eine Kooperation zu grĂĽnden, ist mein Wunsch fĂĽr die Zukunft. So entsteht wahre Hilfe zur Selbsthilfe. Im Jahr 2019 hatten wir einmal die Gelegenheit eine Kooperative von 24 Frauen zu unterstĂĽtzen, die eine ReismĂĽhle gekauft hatten, und dabei von der Investitionsbank ĂĽbervorteilt wurden. Wir konnten helfen und den Frauen ihre ReismĂĽhle sichern. 

An diesem Welttag der Humanitären Hilfe wünsche ich mir, dass wir uns alle die Frage stellen: Wie können wir dazu beitragen, dass unsere Hilfe nicht nur kurzfristig wirkt, sondern langfristig etwas verändert? Denn am Ende des Tages ist es genau dieses Umdenken, das die Welt wirklich verändern kann. Helfen kann und sollte mehr sein als das Stopfen von Löchern – es sollte das Fundament für eine bessere Zukunft legen.

Meinen Blogartikel zum Tag der humanitären Hilfe, bei dem es mehr um Fakten als um Einsichten geht, kannst du hier lesen. 

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